Dorfladen - Mit Blick in die Zukunft

24.05.2022 00:00
 

Wie Ehrenamtliche den von Bürgern für Bürger betriebenen Rhader Dorfladen tatkräftig unterstützen

Von Lutz Hilken Rhade. Rund 2000 Stunden pro Jahr leisten Ehrenamtliche, um die einzige Einkaufsmöglichkeit in Rhade zu erhalten. Auch dank dieses Einsatzes der Freiwilligen im Hintergrund trägt sich der Dorfladen. Stets an Kundenwünschen orientiert, hat sich das vor fünf Jahren eröffnete Geschäft von Bürgern für Bürger etabliert.

 in die Zukunft
Der Dorfladen soll stets sauber sein. Horst Schäfer kümmert sich hier um das Reinigen des Fußbodens.Fotos (3): Hilken

Montags und donnerstags kommt frühmorgens neue Ware für den Dorfladen, der inzwischen rund 3000 verschiedene Artikel im Sortiment hat, stets auf Kundenwünsche abgestimmt. Die Ware muss in die Regale und Gefriertruhen eingeräumt werden.

Jeden Morgen kommt ein Ehrenamtlicher zum Frühdienst, um die angestellten Verkäuferinnen zu unterstützen. Der platziert zum Beispiel schwere Gemüsekisten, die nachts in einer Frischhaltezelle gelagert werden, im Laden und kümmert sich mit darum, dass Kunden ein ansprechendes, sauberes Geschäft vorfinden. Ehrenamtliche gucken auch morgens die Regale durch, um Lücken wieder aufzufüllen.

Hermann Kück ist Vorsitzender des wirtschaftlichen Vereins Dorfladen Rhade, der diesen als eine Art Genossenschaft betreibt. Er spürt, dass die Arbeit zunimmt. Denn der Zuspruch der Kunden wächst, der Umsatz steigt, das Sortiment wird größer. Es reicht von Nahrungsmitteln über Zeitschriften bis zur Mausefalle. „Arbeit macht auch die regionale Ware, die hier kommt“, weiß der Ruheständler. Denn die werde nicht vom Hauptlieferanten gebracht, sondern von hiesigen Produzenten.

Es komme sogar vor, dass sich Ehrenamtliche auf den Weg machen, um diese direkt von den regionalen Anbietern abzuholen, sie dann ins Lager oder gleich ins Regal des Dorfladens zu stellen. „Es muss sich eine Person darum kümmern und checken, ob die Ware mit der Bestellung übereinstimmt“, wissen die Macher um wichtige Arbeiten im Hintergrund.

Neben der Warenannahme mit dem Frühdienst stellen die Ehrenamtlichen den Winterdienst, um das Grundstück bei Schnee oder Eis rutschfest zu machen. Überhaupt wird der Außenbereich des Dorfladens von Freiwilligen zu jeder Jahreszeit in Ordnung gehalten, der Rasen gemäht, der Hof gefegt, alles in Schuss gehalten.

Darüber hinaus gibt es einen Nachmittagsdienst, um Regale erneut zu kontrollieren und gegebenenfalls aufzufüllen, hier und da sauber zu machen oder Kunden einen Kaffee einzuschenken.

„Das Café wird nachmittags von Ehrenamtlichen betrieben“, erläutert Horst Schäfer, der sich wie viele andere von Anfang an für den Dorfladen engagiert. Denn nachdem es viele Jahre keinen Einkaufsmarkt mehr in dem Ort gegeben hatte, herrschte in der Bevölkerung die Meinung, unbedingt wieder einen Laden schaffen zu wollen. Bürger gründeten den wirtschaftlichen Verein, errichteten mit Unterstützung der Gemeinde und Fördermitteln des Landes den Dorfladen. Die Motivation? Sich darum zu kümmern, dass man in Rhade auch in Zukunft gut leben kann. Der Dorfladen dient als wesentlicher Mosaikstein, um dem Ort ein Stück Zukunft zu geben, junge Leute im Ort zu halten.

Einer der Ehrenamtlichen ist Hans-Wilhelm Schröder. Seit Eröffnung des Dorfladens unterstützt er ihn: „Er ist eine echte Bereicherung fürs Dorf.“ Zumal der Laden ein Treffpunkt ist, den es vorher so lange nicht gab. Der Ruheständler weiß um die enorme Bedeutung des Ladens für den Ort.

 

„Gutes Arbeitsklima“

 

In der Regel hilft Hans-Wilhelm Schröder einmal in der Woche beim Einräumen der Ware. „Wir haben ein gutes Arbeitsklima, es macht Spaß, hier miteinander zu arbeiten“, freut er sich. „Ich mache das zum Einen, weil es etwas völlig anderes ist, was ich vorher beruflich gemacht habe. Außerdem macht es Freude, gemeinschaftlich etwas zu leisten und dabei das Gefühl zu haben, dass es sich dabei um eine sehr sinnvolle Tätigkeit handelt“, sagt er.

Zudem ist er der Auffassung, „dass unser Gemeinwesen nur funktioniert, wenn man sich zumindest zeitweise selbst einbringt und private Interessen auch mal zurücksteckt. Und wenn man dann auch noch Freude dabei hat, umso besser.“

Ein Monatsplan regelt die Dienste für die Freiwilligen. Kommt jemandem etwas dazwischen, springen andere Ehrenamtliche ein. „Einer ist für den anderen da“, versichert Hermann Kück. „Wir haben eine gute Gemeinschaft, sodass es überhaupt kein Problem ist, wenn jemand für den anderen da sein muss“, ergänzt Horst Schäfer.

Sogar eine 2015 aus Syrien geflüchtete Familie unterstützt die Macher, um aus Dankbarkeit für damals empfangene Hilfe nun etwas zurückzugeben, berichtet Horst Schäfer. Überhaupt seien alle Freiwilligen mit positiver Einstellung dabei.

Die Ehrenamtlichen, meist im Rentenalter, würden sich natürlich über jüngere Helfer freuen, die sich engagieren und langsam nachrücken. Manche gibt es schon, die regelmäßig samstags den Frühdienst übernehmen.

Bisher erledigt Hermann Kücks Ehefrau Inge ehrenamtlich die komplette Buchhaltung des Dorfladens, inklusive Preisbildung. Das funktioniert. „Es sagt uns keiner nach, dass wir zu teuer sind“, weiß der Vorsitzende. Im Gegenteil: Ortsfremde Kunden stellten häufig fest: „Hier ist ja nichts anders als in großen Läden – nur schöner.“

Hat das Leben auf dem Land eine Zukunft? Die ZEVENER ZEITUNG zeigt in der Serie „Land im Wandel“, wie diese aussehen könnte und wer schon erfolgreich an der Zukunft in den Dörfern und Städten bastelt. Wir verschweigen natürlich auch nicht die Probleme. Probleme, die gelöst werden wollen. In der nächsten Folge lesen Sie über Schwierigkeiten, einen Bauplatz in kleinen Orten zu bekommen.

Wir haben ein gutes Arbeitsklima. Es macht Spaß, hier miteinander zu arbeiten.

Hans-Wilhelm Schröder, ehrenamtlicher Helfer im Dorfladen

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Vorsitzender Hermann Kück hat einen Blick für die Belange des Dorfladens, auch die Preisgestaltung.
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Die Gefriertruhen wollen bestückt sein. Auch darum kümmern sich Ehrenamtliche wie Ilse Halupzok.
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Schwere Getränkekisten müssen ordentlich gestapelt sein. Hans-Wilhelm Schröder kümmert sich.
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Hanna Tödter kümmert sich als Ehrenamtliche unter anderem darum, das Kühlregal einzuräumen.