Aufbruch in spannende Zeit - ZZ 17.07.2015

Aufbruch in spannende Zeit - ZZ 17.07.2015

Aufbruch in spannende Zeit

Vertrag unterzeichnet: Ostereistedt, Rhade und Seedorf starten Dorferneuerung „Selsingen Süd”

VON LUTZ HILKEN
SEEDORF. Sie haben Grund zur Freude, die Bürgermeister aus Rhade, Ostereistedt und Seedorf. Mit ihrer Unterschrift gaben sie am Mittwochabend im Seedorfer Schützenhaus das Startsignal für die Dorfentwicklungsplanung. Das Projekt „Selsingen Süd" hat ambitionierte Ziele.


Da passte es, dass neben den drei gemeinsam tagenden Gemeinderäten mehrere Dutzend interessierte Bürger an der Sitzung teilnahmen, um das Vorhaben auf eine breite Basis zu stellen.
Siegfried Dierken vom Amt für regionale Landesentwicklung gratulierte den Gemeinden: „Es hat selten Ortschaften gegeben, die so schnell ins Dorferneuerungsprogramm aufgenommen worden sind.“ In den Dörfern Rockstedt, Ostereistedt, Godenstedt, Seedorf, Rhade und Rhadereistedt seien im Zuge des Dorfentwicklungsprozesses bereits viele Ideen zusammengetragen und Ankerprojekte benannt worden. Um Geduld bat er jene, die bereits mit den Hufen scharren, um die Umsetzungsphase rasch zu beginnen. Für die Dorferneuerung müsse das Ergebnis der bisherigen Arbeit hinsichtlich weiterer Themenfelder angereichert werden.
Habe der Schwerpunkt zuvor auf der Daseinsvorsorge gelegen, sei die Dorferneuerung umfassender ausgelegt. Wobei es gerade im Hinblick auf das Dorftreff-Projekt in Rhade Ansätze gebe, „dass wir dort bald beginnen können“.
Tagesaktuell präsentierte Siegfried Dierken Informationen aus dem Landwirtschaftsministerium hinsichtlich rechtlicher Rahmenbedingungen und der Förderung. Die Unterstützung verbessere sich im Vergleich zu früheren Förderperioden. „Dreistellige Millionenbeträge“ würden für die Dorferneuerung bereitgestellt. „Davon können Sie wesentlich partizipieren.“ Neu ist: Die Mehrwertsteuer werde in der neuen Förderperiode mit bezuschusst. Bruttokosten öffentlicher Maßnahmen würden mit bis zu 63 Prozent gefördert, private Maßnahmen mit 30 Prozent. Der Fördersatz sei hier auf bis zu 50000 Euro, in Ausnahmefällen auf bis zu 100000 Euro deutlich gestiegen. „Das soll nicht heißen, dass Sie morgen aus dem Füllhorn schöpfen können.“

Rahmenbedingungen gelte es zu erfüllen, so Dierken. Er riet dazu, „Schwerpunkte anzugehen, die auch wirklich für die weitere Zukunft wesentlich sind“. Im Fokus solle die Frage stehen: „Wo können wir uns so ausrichten, dass wir auch weiterhin attraktiv sind als Wohnort, als Wirtschaftsstandort, als soziales Gefüge mit gesundem Vereinsleben, gesundem Miteinander - sodass man weiter gerne dort leben möchte.“ 

Projekte für Dorfgemeinschaft
Projekte für die Dorfgemeinschaft gelte es in den Schwerpunkt zu legen. „Bleiben Sie am Ball“, appellierte Dierken. Die Förderperiode laufe bis 2020.
Mit ihren Unterschriften beauftragten die Bürgermeister am Mittwochabend die Planer. „Das wird eine spannende Zeit. Wir werden uns öfter sehen“, kommentierte Planer Wolfgang Kleine-Limberg aus Hannover. Seedorfs Bürgermeister Jakob Hinck bilanzierte: „Ich wünsche uns allen eine wunderschöne Dorferneuerung. Ich denke, das werden wir in den nächsten 40 Jahren nicht wieder bekommen. Löchert eure Ratsmitglieder.“ Über die Strategie der Planer berichten wir in unserer morgigen Ausgabe.



MEINE MEINUNG - LUTZ HILKEN: Eigenen Ort neu entdecken
Die dröge Theorie zum Auftakt des Dorfemeuerungsprogramms mag abstrakt klingen. Doch es steckt viel dahinter.
Jetzt liegt es an Bürgern, Politik und Planem, die Dorfentwicklung in den sechs beteiligten Orten sukzessiv mit Leben zu füllen, als sinnvoll erachtete Projekte klug umzusetzen. Die kleinen Gemeinden generationsübergreifend zukunftsfähig zu halten, das ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Darum gilt es jetzt für alle Beteiligten an einem Strang zu ziehen, über den Tellerrand zu blicken und offen zu sein für neue Ideen. Dann kann es gelingen, die Gemeinschaft in den Dörfern nachhaltig zu stärken, die Lebensqualität zu erhöhen und im besten Falle den eigenen Wohnort ganz neu zu entdecken.

ZZ 17.07.2015